Inhalt der neuen Seite
40 ct Milchpreis
40Ct Basismilchpreis – und das Leben kann beginnen
Die Deckung der Vollkosten der Produktion für einen Liter Milch ist das oberste Ziel des BDM. Die Forderung nach 40Ct Basismilchpreis ist dabei das mittelfristige Ziel. Langfristig ist die Anpassung des Basismilchpreises an die Veränderungen des Marktes (wie Preise für Betriebsmittel, Kosten der Sozialversicherung und Rentabilität des Betriebes) die unumgängliche und unabdingbare Notwendigkeit. D.h. wenn die Kosten für die Milchproduktion steigen, muss auch der Basismilchpreis steigen.
Wie Buchführungsergebnisse und Studien zeigen, differieren die Vollkosten nach Abhängigkeit der Herdengröße, des Betriebsmanagements und des Betriebsstandortes zwischen 34Ct und 63Ct pro Liter Milch. Zu beachten ist hierbei, dass die 34Ct Vollkosten nicht nur auf Großbetriebe mit über 200 Kühen anfallen. Die Studie an der Uni Kiel von Herrn Prof. Riebe belegt, dass im Jahr 2000 Vollkosten bei einer Herdengröße von 40 Kühen (der Durchschnittgröße in Deutschland) in Höhe von 45Ct errechnet werden- dies in einem Jahr mit noch niedrigen Energiepreisen. Für 2006 wären die Vollkosten sicherlich höher.
Grafik des erforderlichen Milchpreises nach Prof. Riebe

Mit 40Ct Basismilchpreis könnte sich vieles ändern. Eine Verbesserung der Einkommen der Milcherzeuger durch kostendeckende Preise ist möglich. Dadurch wäre eine geringere staatliche Abhängigkeit und somit weniger Bürokratie durchsetzbar, da die finanzielle Situation nicht mehr vom Tropf der staatlichen Direktzahlungen abhängig wäre. Auch würden faire Rahmenbedingungen, um einen vergleichbaren Sozialstandard zu ermöglichen, geschaffen.
Was bedeuten 40Ct/l Milch für die Landwirtsfamilie:
Mehr Zeit für mich, für meine Familie, für andere
Mehr Selbstwertgefühl und ein neues Selbstbewusstsein für mich und meine Familie
Erhalt der über Generationen erarbeiteten Werte
Arbeiten um zu leben und nicht leben um zu arbeiten
Man findet leichter einen Hofnachfolger, wenn die Perspektive stimmt
Private Altersvorsorge kann aufgebaut werden
Mehr Zeit und Geld für Hobbys
Die Kinder können leichter mit anderen „mithalten“
... einfach ein neues Lebensgefühl!
Was bedeuten 40Ct/l Milch für den Milchviehbetrieb:
- Arbeitssparende Investitionen können verwirklicht werden
- Das „2. Standbein“ muss oder kann weniger intensiv betrieben werden - Arbeiten können an andere vergeben werden
- Der Partner muss weniger oder gar nicht mehr außerhalb des Betriebes arbeiten
- Es sind auch einmal ein paar freie Tage möglich
- Der finanzielle Druck lässt nach
- Bessere Position bei Verhandlungen mit der Bank
- Kredite für Investitionen können schneller abbezahlt werden
- Man muss nicht mehr jedem Sonderangebot hinterherhecheln
Aus all diesen genannten Gründen sind die 40Ct mehr als notwendig, damit die Milcherzeugung in Deutschland und somit die Milchviehbetriebe eine Zukunft haben.
Fairer Umrechnungsfaktor
Bei der Forderung nach Änderung des Umrechnungsfaktors geht es ganz einfach ausgedrückt darum, dass die deutschen Milchproduzenten bisher 1 % ihrer Produktion nicht bezahlt bekommen, also praktisch verschenken!
In den Ländern der EU gibt es unterschiedliche Umrechnungsfaktoren für Milch, wenn die Menge nicht durch Wiegezellen am Milchtankwagen direkt gewogen wird. In Deutschland beläuft sich dieser Faktor auf 1,02 kg/l Milch, in Österreich und Dänemark auf 1,025 kg/l Milch und in den anderen Ländern auf 1,03 kg/l Milch.
Der §4 Berechnung des Auszahlungspreises der Milchgüteverordnung verweist auf diesen Faktor als Richtlinie. Der genaue Wortlaut ist: „Die Anlieferungsmilch ist monatlich, auch bei Abschlagszahlungen, unter Berücksichtigung der in §1 genannten Gütemerkmale nach Gewicht zu bezahlen. Werden Umrechnungen vom Volumen in Gewicht nicht mit dem Faktor 1,020 vorgenommen, ist der von der Molkerei zugrundegelegte Umrechnungsfaktor auf der Milchgeldabrechnung auszuweisen.“
Dies bedeutet, dass der Faktor jederzeit durch die Molkereien abänderbar wäre. Eine Volumenerfassung findet nur bei der Milchabholung beim Landwirt statt. Wird Milch nach der Erzeugerstufe gehandelt, wird das Gewicht durch Wiegung genau ermittelt. Die Quotenkorrektur durch Anrechnung der Fettmenge erfolgt ebenfalls mit dem Faktor 1,03 kg/l Milch.
Die Bundesanstalt für Milchforschung in Kiel hat ermittelt, dass ein Liter Milch bei 4,34 % Fett und 7° C genau 1,0337 kg wiegt. Der Umrechnungsfaktor muss deshalb auch in Deutschland zumindest auf 1,03 angehoben werden.
Die Milch wird bei der Erfassung in aller Regel durch ein Volumenmessgerät im Milchtransportfahrzeug in Litern gemessen. Da die Produktionsquoten aber in kg festgeschrieben und die Milch auch in kg bezahlt wird, wird ein Umrechnungsfaktor zur Berechnung der erfassten Menge von Liter in Kilogramm benötigt. |
1 Liter Milch wiegt lt. Forschungsergebnissen der Bundesanstalt für Milchforschung in Kiel (bei 7° C und 4,34 % Fett) |
1,0337 kg |
Der verwendete Umrechnungsfaktor ist nicht EU-weit gleich, er beträgt in Deutschland |
1,020 kg |
in Österreich und Dänemark |
1,025 kg |
in den übrigen EU -Ländern |
1,030 kg |
beim Deutschen Zoll (im Falle einer Quotenüberlieferung) |
1,030 kg |
Um 100.000 kg Milch zu verkaufen, müssen produzieren: deutsche |
98.039 l |
Landwirte in der übrigen EU |
97.087 l |
Der Faktor 1,02 hatte vielleicht vor 30 Jahren seine Berechtigung. Damals wurde die Milch teilweise noch zweimal täglich abgeholt und auch nicht weiter als auf ca. 12 - 15 ° C abgekühlt. Unter heutigen Gegebenheiten ist der Faktor 1,02 nicht mehr "berechtigt".
Annähernd der Realität entspricht hingegen der Faktor 1,03, wie er auch in den meisten Nachbarländern angewendet wird. Als langfristige und korrekteste Lösung fordert der BDM, dass die verkaufte Milch gewogen werden muss.
Die dringend erforderliche Angleichung des Faktors auf 1,03 hätte aber noch einen positiven Nebeneffekt. Die um 1 % geringere Anlieferung in Deutschland würde den Milchauszahl-ungspreis stabilisieren. Somit können zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.
Der BDM fordert deshalb alle Milchviehhalter, insbesondere alle MEG - Vorstände und bäuerlichen Vertreter bei Molkereien wie auch den Bauernverband dringend auf, sich für die entsprechende Änderung des Umrechnungsfaktors einzusetzen.
An dieser Stelle soll das Dilemma mit dem Umrechnungsfaktor nochmals anhand von einem Zahlenbeispiel verdeutlicht werden:
Nach einer vermuteten richtigen Messung der Bundesanstalt in Kiel müssten für 100.000 kg Milch nur 96.739 l Milch angeliefert werden.
Kommt nun der jeweilig gültige Umrechnungsfaktor des Landes zur Anwendung, so müssen in:
Deutschland 98.039 l
Österreich und Dänemark 97.560 l
der übrigen EU 97.087 l
für 100.000 kg Milch produziert werden.
Was würde eine Änderung des Umrechnungsfaktors nach sich ziehen?
1. Damit die gleiche Milchquote erfüllt wird, muss jeder Landwirt effektiv 1 % weniger Milch produzieren und spart somit 1 % seiner Arbeit und seiner Produktionsmittel. Da er jedoch die gleiche Milchquote beliefert, erhält er weiterhin das gleiche Milchgeld.
2. Aufgrund von strukturellen Überschüssen wird oftmals eine politische Lösung für die Milchmarktentlastung gefordert ( Bsp. Quotenkürzung). Mit der Änderung des Umrechungsfaktors würde automatisch die Milchmenge in Litern um 1 % weniger und würde den Markt entlasten sowie den Preis stabilisieren.
3. Im Antwortschreiben vieler Molkereien wird im Bezug auf den Umrechnungsfaktor eine Quotenkürzung um 1 % unterstellt. Das ist faktisch falsch!!!! Die Milchquote bleibt jedem Landwirt in voller Höhe erhalten.
Mengenmanagement
BDM Milchpreis- und Mengensteuerungskonzept
Boomende Milchproduktmärkte, überhitzte Magermilchpulverpreise und ein Milcheckpreis, der weit über dem tatsächlich an die Milcherzeuger gezahlten Milchpreis liegt. Höchste Zeit, endlich die Schleusen zu öffnen für die Mehrproduktion von Milch, um mit diesen Zusatzmengen endlich die hochpreisigen Milchmärkte bedienen zu können. Das ist eine der Forderungen, die derzeit von Milcherzeugern gestellt wird. In der Tat, am freien Milchmarkt werden durchaus Erlöse erzielt, die in Richtung 40 Cent/kg Milch gehen. Nur fehlen oft die Milchmengen, um diesen Markt bedienen zu können. Deshalb, so Kritiker der Milchmengenregelung, müsse dieses Korsett schnellstmöglich abgeschafft werden, um diese sich momentan ergebenden Chancen nutzen zu können.
Da kann das BDM-Konzept, so BDM-Kritiker, aufbauend auf Mengensteuerung nur hinderlich sein. Doch ist dem wirklich so? Wir wollen noch einmal darlegen, mit welchen Kernpunkten im BDM-Konzept gearbeitet wird und wie sie sich auf dem Milchmarkt auswirken.
Die wesentlichen Bestandteile des BDM-Mengensteuerungskonzeptes:
1. Gestaltung von Marktspielregeln auf WTO-Ebene
Diese Ebene ist Hauptgrundlage für ein funktionierendes Marktsteuerungssystem. Wenn die Milcherzeuger dem Abbau der Marktregulierungsmechanismen (z. B. Importzölle) zustimmen, laufen sämtliche Bemühungen der Mengensteuerung ins Leere. Schlagworte wie Ernährungssicherheit, Lebensmittelsouveränität sowie Wettbewerbsfähigkeit sind hier wichtige Argumentationsgrundlagen.
Wer Exportoffensiven und der Eroberung von Märkten mit Dumpingpreisen das Wort redet, kann nicht gleichzeitig von Aufrechterhaltung des Außenschutzes sprechen. Beides gleichzeitig geht nicht, hier müssen sich die am Milchmarkt Beteiligten entscheiden. Hervorzuheben ist: Ein funktionierender Außenschutz verhindert nicht den Export von Milchprodukten. Er fordert einzig, dass dieser Export ohne Exporterstattungen und zu einem Milchpreisniveau, das sämtliche Kosten der Produktion abdeckt, erfolgt.
2. Einzelbetriebliche Milchreferenzmengen als Grundlage. Diese werden auf verordnungsgeberischer Ebene entweder durch den Staat direkt, oder durch Übertragung hoheitlicher Befugnisse von Milcherzeugerorganisationen (z.B. EMB) verbindlich für alle Marktbeteiligten festgelegt. Dadurch besteht kein Zugriff durch die Molkereien.
3. Einhaltung der einzelbetrieblichen ReferenzmengenKeine Marktsteuerung kommt ohne eine Überprüfung der produzierten Milchmengen mit entsprechenden Strafabgaben bei Nichteinhaltung aus. Anfallende Gelder sind zweckgebunden für den Milchmarkt zu verwenden.
4. Flexible MengenanpassungIn regelmäßigen, sehr zeitnahen Abständen legt das EMB in Absprache mit der Molkereiwirtschaft die zu erzeugenden Milchmengen EU-weit fest. Orientierungsgröße ist hier wiederum der Milcherzeugerpreis sowie die Marktsituation. Bei der Preisgestaltung sind sämtliche Kosten (Vollkosten der Produktion) als Basis für die Berechnung heranzuziehen.
Aktuelle Marktsituation – Wie würde sich das BDM-Konzept auswirken?
Der Milchmarkt ist z. Zt. gekennzeichnet von einer Nachfragehausse im EU-Binnenmarkt sowie einem Rückgang der Produktion in Australien von 10 Prozent. Diese Menge hört sich ganz gewaltig an, ist aber dennoch nur marginal. Es handelt sich hierbei um rd. 1 Mio. t Milch, welche von Australien weniger auf den Weltmarkt gebracht wurden. Die EU-Exportmilchmengen sind gleichfalls auf dem Rückzug. Nach ZMP-Zahlen werden nur noch 4% der EU-Milcherzeugung in Drittländer exportiert. In der EU wurde trotz Aufstockung der Quoten um 0,5 % im Milchwirtschaftsjahr 2006/07 etwa 0,8 %, also rd. 1 Mio. t, weniger Milch erzeugt, als in den Vorjahren. Auch dies bestätigt eine BDM-These: Je weniger die EU-Milcherzeuger auf dem Drittlandsmarkt unterbringen müssen oder wollen, desto günstiger stellt sich die Entwicklung am Milchmarkt dar.
Damit wird deutlich: Schon ein geringer Rückgang der am globalen Markt angebotenen Mengen führt zu einer Nachfragesituation. Diese Nachfragesituation wird sich im Herbst noch intensivieren. Aufgrund der derzeit hohen Produktionsmengen werden die deutschen Milcherzeuger, um unverhältnismäßig hohe Superabgaben zu vermeiden, mit „Bremsmanövern“ in der Milchanlieferung reagieren müssen. Zusätzlich werden durch die hohen Milchpulverpreise vermehrt Vollmilchmengen in der Fütterung eingesetzt. Dies führt unweigerlich zu einem zurückgehenden Milchangebot am Markt und somit im Grunde zu einer weiteren Milchverknappung am Markt. Diese Bremswirkung bietet beste Voraussetzungen, um den Milchpreis endlich noch oben entwickeln zu können.
Diese eintretenden Entwicklungen zeigen überdeutlich, wie wichtig eine Mengensteuerung auch bei prosperierenden Milchmärkten ist. Ohne Steuerungselement würden sofort mehr Milchmengen dem Markt zugeführt. Folge wäre eine Umkehr des Milchmarktes von einem Verkäufermarkt hin wieder zu einem Käufermarkt. Hier gilt der gleiche Mechanismus wie momentan, nur in umgekehrter Darstellung. Schon eine kleine Ausweitung der angebotenen Milchmengen führt zu einem Druck auf den Milchmarkt.
Die Milcherzeuger wurden jahrzehntelang mit Horrorzahlen in Bezug auf die so genannten Überschussmengen hinters Licht geführt und somit wurde eine Reduktion der Produktion (Quote) verhindert. Tatsächlich ist es, wie der BDM schon immer dargelegt hat: Schon kleine Mengenverschiebungen haben große Auswirkungen auf den Märkten.
Die Nachfragehausse am Weltmilchmarkt hat bei genauer Betrachtung nur indirekten Einfluss auf die momentane EU-Milchmarktsituation. Die Milcherzeuger profitieren nicht von großen Mengen, die dorthin aus der EU exportiert werden. Diese sind laut ZMP ja stark zurückgegangen. Sie profitieren von dem ansteigenden Weltmilchpreisniveau, das auch ursächlich darin ist, dass die EU mit weniger Milchmengen auf dem Drittlandsmarkt präsent ist.
Auch hier wird überdeutlich, die Träume von Exportoffensiven und Eroberung der Milchmärkte würden wieder zu einem Druck auf den Weltmilchmärkten und unweigerlich zu einem Rückgang der Milchpreise und damit der Wertschöpfung führen.
Wichtig: BDM-Konzept lässt flexible Mengensteuerung nach unten, aber vor allem auch nach oben zu.
Nach kanadischem Vorbild müssen Angebot und Nachfrage permanent aufeinander abgestimmt werden. Zuerst ist für eine Anhebung des Milchpreises auf Vollkostendeckung zu sorgen. Genau da ist jetzt der hauptsächliche Handlungsbedarf. Endlich eine Marktsituation, in der absolut von einem Verkäufermarkt gesprochen werden kann. Da wäre es geradezu fahrlässig, eine Ausweitung der Produktion als Problemlösung zu fordern. Zuerst der Preis und dann die Menge – das ist die Kernaussage des BDM.
Diese Aussage kommt auch im BDM-Mengensteuerungskonzept zum Ausdruck, dessen Ziel und Zweck es ist, durch flexible Mengenanpassung immer entsprechend dem aktuellen Marktgeschehen Milch zu produzieren. Nur damit ist ein Vollkosten deckender Milchpreis, der die hohen Standards widerspiegelt, zu verwirklichen.
Auf der Basis der einzelbetrieblichen Referenzmengen kann je nach Marktlage für einen gewissen Zeitraum bei boomenden Märkten auf dem Markt (Binnen- und Weltmarkt) die Produktion von Milch erhöht werden. Die zusätzlich zur Produktion freigegebenen Mengen werden nicht der einzelbetrieblichen Quote zugeschrieben. Maßstab für eine Ausdehnung oder Rücknahme der Produktion ist immer, dass die Molkereien den vom BDM durchgesetzten Basispreis am Markt auch tatsächlich realisieren können.
Bei genauerer Betrachtung liegt das momentane Problem nicht in den fehlenden Milchmengen, sondern in der noch zu geringen Marktmacht der Milcherzeuger. (HF/RS)
Mögliche Mengensteuerung
Die Marktwirtschaftslehre zeigt auf, dass der Preis für ein Produkt auf einem freien Markt ein Indiz für dessen Knappheit ist. Damit in Zukunft die angebotene Milchmenge der Nachfrage auf dem Markt entspricht, ist die Einführung einer flexiblen Mengensteuerung auf freiwilliger Basis unabdingbar. Ein mögliches System zum Mengenmanagement stellt folgendes Konzept dar:
Vorstellung der Verringerung der EU- Milchproduktion auf freiwilliger Basis als eine Möglichkeit der Mengenregulierung in bäuerlicher Hand.
Ausgangspunkt: Milchproduktion in der EU ist zu hoch!Der Binnenmarkt ist aus dem Gleichgewicht, wodurch sich für die Produzenten kein kostendeckender Milchpreis realisieren lässt. Die Möglichkeit, die Überschüsse mit Subventionen auf dem Weltmarkt abzusetzen, steht zunehmend unter Druck (WTO) und soll immer mehr abgebaut werden, wodurch der Druck auf dem EU-Markt stets zunimmt.
- Es besteht Bedarf an einem flexibleren System, wo Angebot und Nachfrage besser aufeinander abgestimmt werden können.
- Das Einfachste wäre eine allgemeine Kürzung von einigen Prozent Milchquote. Diese könnte bei zunehmender Nachfrage wieder aktiviert werden. Die politische Realität ist, dass die südlichen Mitgliedsstaaten und neuen Beitrittsländer das nicht mittragen werden. Sie fordern noch mehr Quote.
- Eine andere Möglichkeit wäre, Quoten von aufhörenden Milchbauern aufzukaufen und diese vom Markt zu nehmen, wodurch die gesamte Quote abnimmt. Probleme hierbei sind: Wiederum können aus den oben genannten Mitgliedsstaaten Quoten abfließen, was für sie nicht akzeptabel ist. Auch gibt es Befürchtungen, dass durch solche generellen Kürzungen die Quotenpreise in einigen Ländern ansteigen könnten.
Wie kann in einer Zeit der knappen Kassen dennoch eine Lösung gefunden werden?
In der EU freiwillig weniger Milch produzieren gegen Vergütung.
Auf freiwilliger Basis können alle Milchviehhalter in der EU für ein Jahr einen Teil ihrer Quote (max. 30%) unbenutzt lassen. Hierfür gibt es eine Vergütung. Eine speziell eingestellte Milchkommission mit Vertretern aus der Milchviehhaltung, der Molkereien und der übrigen Beteiligten in der Milchbranche bewerten die Situationen auf dem Milchmarkt und schlagen die Ausdehnung oder Reduzierung der Quoten des aktuellen Jahres vor. Muss gedrosselt werden, wird die entsprechende Menge Milchquote ausgeschrieben, welche zeitlich befristet aus dem Markt genommen wird.
Vorteile von diesem Plan:
- Auf einfache Art und Weise kann der EU- Milchmarkt im Gleichgewicht gehalten werden, sodass ein kostendekender Milchpreis realisiert werden kann.
- Es muss die EU wenig oder gar nichts kosten, abhängig von der gewählten Finanzierungsform. Wird die Vergütung aus einer festen Umlage per kg Milch finanziert, trägt sich das Konzept von selbst.
- Wenn weniger Milch außerhalb der EU abgesetzt wird, spart die EU selbst auch Exportsubventionen.
- Bei einer ordentlichen Angebotsminderung auf dem Weltmarkt würde der Weltmilchpreis ansteigen, wodurch noch weniger Exportsubventionen nötig sind.
- Alle Länder behalten ihre eigene Quote, es wird nur ein Teil der Länderquoten im laufenden Jahr nicht voll beliefert, aber dafür erhält der Milchviehhalter in diesem Land eine Vergütung.
- Wahrscheinlich ist die Teilnahme in den einzelnen Ländern unterschiedlich. Das ist aber nicht weiter schlimm, weil dann auch durch die Vergütung mehr Geld in jene Länder mit einer höheren Beteiligung fließt.
- Da nur bis zu 30% der Betriebsquote stillgelegt werden kann, ist keine Gefahr dahin gehend, dass einige Landstriche ganz mit der Produktion aufhören.
- Economische Untersuchungen in verschiedenen EU-Ländern ergeben, dass 1% Produktionsminderung ca. 5% Preissteigerung bewirkt. Bei einem Milchpreis von € 0,30 ist das 1,5 Cent. Vorsichtig gehen wir von 1 Cent Preisanstieg per % Produktionsminderung aus.
Ablauf:
- Die Milchkommission macht anhand der Situation auf dem Milchmarkt eine Schätzung der Angebotsentwicklung. Sie schreibt eine Menge Quote aus, welche zeitlich befristet vom Markt genommen wird.
- Das kann 2 mal oder öfter im Jahr geschehen, einmal zu Anfang des Milchwirtschaftsjahres (April-Mai) und einmal in der Mitte des Jahres (Oktober)
- Alle Milchviehhalter in der EU können teilnehmen, begrenzt auf maximal 30% ihrer Milchquote.
- Dies kann auf 2 Arten stattfinden:
- Im Windhundverfahren, d.h. jeder kann einschreiben, bis die Zielmenge insgesamt erreicht ist,
- Feste Zeit (z.B. 2 Wochen) einschreiben. Bei Überschreibung wird allen Teilnehmern die geplante Aussetzung prozentual gekürzt.
- Der Teilnahmekontrakt garantiert Geld für 1 Quotenjahr. Im nächsten Jahr bekommt der Milchviehhalter die ausgesetzte Quote zurück und kann dann neu entscheiden, ob er wieder mitmacht.
- Vergütung ist abhängig von Angebot und Nachfrage. Man kann mit € 0,10 per kg Milch beginnen. Ist zu wenig Resonanz, wird die Vergütung bei der folgenden Ausschreibung erhöht. Wird die nötige Menge überschritten, kann die Vergütung das nächste Mal wieder abgesenkt werden.
Finanzierungsmöglichkeiten:
- Superabgaben, die aus der Quotenüberschreitung an die EU fließen und in Zukunft zweckgebunden für dieses Programm eingesetzt werden,
- Geld, das durch eingesparte Interventions- und Exportsubventionen freigesetzt wird,
- Geld, welches aus der Milchprämie abgezweigt wird,
- Finanzierung durch die Milchviehhalter selbst über eine feste Umlage per kg Milch.
Sollte die EU dieses System nicht umsetzen, sind die Milchviehhalter gefordert, es in Eigenregie zu tun!
Mengenreduzierung EU-weit freiwilliger Lieferverzicht gegen Entschädigung
1. Ablauf
- Ø EU-weite Ausschreibung im Windhund-Verfahren
- Ø 1x oder 2x jährlich (April u. Oktober)
- Ø Begrenzungen: a) auf 1 Jahr
b) auf 20-30% der betrieblichen Quote
2. Finanzierungsmöglichkeiten:
- Ø Gelder aus Superabgaben
- Ø Gelder aus Einsparung Intervention u. Exporterstattung
- Ø Mittel aus Milchprämie
- Ø Mittel aus Umlage*
3. Kosten
Kürzung in % |
Kosten in €
bei 10 Cent
Entschädigung |
Kosten / kg
Produktion |
Kosten in €
bei 12 Cent
Entschädigung |
Kosten / kg
Produktion |
1 |
138 Mio. € |
0,10 Cent |
165 Mio. € |
0,12 Cent |
2 |
276 Mio. € |
0,20 Cent |
330 Mio. € |
0,24 Cent |
3 |
414 Mio. € |
0,30 Cent |
495 Mio. € |
0,36 Cent |
4 |
552 Mio. € |
0,40 Cent |
660 Mio. € |
0,48 Cent |
5 |
690 Mio. € |
0,50 Cent |
825 Mio. € |
0,60 Cent |
EU-Produktion = 138 Mio. t
4. Einkommenswirkung:
1% Rückführung bewirkt min. 1 Cent Milchpreisanstieg, evtl. sogar 1,5 Cent,
bei 1 Cent Anstieg je 1% Kürzung und 10 Cent Entschädigung ist die Wirkung 1 : 10,
bei 12 Cent Entschädigung immer noch 1 : 8
5. Finanzierung:Superabgabe: Marktordnungsrecht Artikel 22 - Verwendung der Abgabe
Die Abgabe gilt als Intervention zur Regulierung der Agrarmärkte u. wird zur Finanzierung der Ausgaben im Milchsektor verwendet,
*Umlage: als Ergänzung max. 0,5 Cent/kg Milch als europaweite Molkereiumlage